FITNESS TRIBUNE Nr. 141 Archiv aus dem Jahr 2013

Kommen tar

- Falls NEIN: Soll sich die Fitnessbran che angesichts der sich abzeichnenden volksgesundheitlichen, demographischen und volkswirtschaftlichen Entwicklun gen eher auf die Primärprävention oder die Kuration ausrichten oder soll sie vom Gesundheitsmarkt gar vollständig die Hände lassen? • Falls Primärprävention das Hauptbetäti gungsfeld sein sollte: - Wie sind noch bestehende Barrieren, z.B. die leistungssportliche Terminologie oder das völlig abstrakte und deshalb „elitäre“ Muskel(Kraft)training, abzu bauen? - Wie kann jene externe Akzeptanz von gerätegestütztem Fitness- und insbe sondere Muskel(Kraft)training, welche eine breite „Teilnahme“ überhaupt erst wahrscheinlich macht, in der Gesamt bevölkerung und allen wichtigen Kreisen geschaffen werden, - Mit welchen Partnern und wie soll die Zusammenarbeit für die Schaffung jener günstigen Verhältnisse / Rahmenbedin gungen, welche Verhaltensveränderun gen erleichtern, erfolgen? • Falls Kuration das Hauptbetätigungsfeld sein sollte: - Welches sind die Voraussetzungen, um als Wettbewerbseindringling in eine bestehende, wirtschaftlich und politisch mächtige Branche, überhaupt akzeptiert zu werden? - Welches sind die Voraussetzungen per soneller, organisatorischer, administrati ver und infrastruktureller Art, um die kura tive Dienstleistungen überhaupt erbringen zu können? • Falls der Gesundheitsmarkt nicht das Betätigungsfeld sein soll: - Wie kann die Branche eine Differen zierung und die dadurch entstehenden Preisunterschiede für das aus Laien Kundensicht gleiche Angebot am Markt erkennbar machen? Eine wirklich fundierte sorgfältige SWOT-Analyse zur Thematik «Die Fit nessbranche als Mitbewerber im Gesundheitsmarkt» fehlt noch; einmal durchgeführt könnte sie Erfolge erleich tern, Enttäuschungen ersparen und Fehl entwicklungen, was bekanntlich billiger ist als heilen... Literatur 1 Knowler, C.W. et al.: Incidence Reduction of Typ 2-Diabetes, NEJM, 346, 393-403, 2002 2 Tuomiletha, J. et al.: Finnish Diabetes Study, NEJM, 344, 1343-1350, 2001 3 Hallal, P.C. et al.: Physical Activity, The Lancet, July 2012, London – New York – Bejing Funktionelle Unabhängikeit im Alter ist eine Frage der Muskeln und der Kraft, nicht des Herzkreislaufvermögens. Maria Fiatarone

Neben diesen Pluspunkten dürfen aber auch die weniger positiven Aspekte der primärprä ventiven Anwendung von Training und Bewe gung im Allgemeinen, und von gerätegestütz tem Fitnesstraining im Speziellen nicht ver schwiegen werden: Aus volksgesundheitlicher Sicht sind primär präventive Angebote nur dann wirksam, wenn sie in der Bevölkerung eine hohe Anwendung finden (siehe Wirksamkeitsgleichung).

Gerätegestütztes Fitnesstraining weist – neben den zeitlichen, anstrengungsmässigen und finanziellen Investitionen – noch weitere Barrieren auf, die es abzubauen gilt (Begriff lichkeiten / externes Image und Akzeptanz / abstraktes Krafttraining). Menschen treffen Entscheide sehr oft – wenn nicht sogar immer – emotional. Zwar wird auf eine gezielte Frage kein/e Trainerende/r ant worten, er/sie erhoffe sich vom Training keine gesundheitlich positiven Auswirkungen!

Eine echte gesundheitli che Motivation zu trainieren, findet sich aber leider meist nur bei kranken Menschen…

Faktor 1 Faktor 2 Wirksamkeitsgleichung aus der Volksgesundheitslehre

volksgesundheitliche Gesamtwirkung von Fitnesstraining Produkt

Anwendungsgrad von Fitnesstraining

Wirksamkeit von Fitnesstraining

x

=

Die Wirksamkeitsgleichung aus der Volksgesundheitslehre

Die Gretchenfragen Aus Sicht zukünftiger Entwicklungen der Fit nessbranche insbesondere in Zusammen hang mit dem Engagement im sogenannten Gesundheitsmarkt stellen sich wohl folgende Fragen: • Kann die Fitnessbranche bzw. ein ein zelnes Fitnesscenter sowohl im kurativen als auch im primärpräventiven Gesund heitsmarkt vollwertige Angebote im Markt platzieren resp. ist der Spagat zwischen den widersprüchlichen Forderungen von hoher Multiplikation zu günstigen Prei sen und individueller, hochkompetenter Betreuung zu deutlich höheren Preisen als heute überhaupt zu schaffen? - Falls JA: Welches sind die Folgen eines solchen Spagates bezüglich Per sonal, Infrastruktur, Angebots- und Preis strukturen?

Eine hohe Anwendung von Training und Bewegung als primärpräventive Intervention ist aber ohne Lebensstilveränderungen nicht möglich. Lebensstilveränderungen erfolgen gemäss den Erkenntnissen der Evolutions lehre fast nur unter Druck. Die Verhältnisse prägen eben das Verhalten. Diesen äusseren Druck kann die Fitnessbranche allein nicht erzeugen, dazu muss sie sich nicht nur mit weiteren „Bewegungsanbietern“, sondern auch mit dem gesamten sozialen Umfeld 3 verbünden. Finanzielle Anreize für Primärprävention auf gesundheitsgesetzlicher Basis sind allein schon auf Grund der „klammen“ Finanzen der öffentlichen Haushalte und angesichts der Verquickungen des Staates mit dem kurativen Gesundheitswesen (beispielsweise als Spitalbetreiber) in näherer Zukunft kaum zu erwarten.

Muskeltraining

Krafttraining

trainingsmethodisch identisch aber

leistungsbezogener Begriff = „Sportbegriff“

organbezogener Begriff = „Gesundheitsbegriff“

Herzkreislauftraining

Ausdauertraining

trainingsmethodisch identisch aber

leistungsbezogener Begriff = „Sportbegriff“

organbezogener Begriff = „Gesundheitsbegriff“

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