FITNESS TRIBUNE Nr 111 Archiv aus dem Jahr 2008

Studio Management

Gute Vorsätze für das Neue Jahr? Trainieren Sie Ihren „Frustrationsmuskel“

Es ist bald wieder soweit: Wieder ist ein Jahr vergangen und das neue steht vor der Tür. Dies ist traditionell genau die Zeit, in der viele gute Vorsätze gefasst wer den. Wenn Sie schon länger in der Fit nessbranche sind, kennen auch Sie dieses Phänomen kurz nach Neujahr: Der Laden brummt und viele Menschen machen sich voll guter Vorsätze ans Werk. Doch schon nach ein paar Wochen, manchmal auch Tagen, wird es im Club schon wie der sichtbar leerer und die guten Vorsätze sind, wohin auch immer, verschwunden. In diesem Artikel geht es darum, wie gute Vorsätze bewahrt werden können und warum es uns manchmal so schwer fällt, bei der Stange zu bleiben. Befassen wir uns zunächst einmal mit der Motivation, die allen Vorsätzen voraus geht. Wie steht es mit Ihnen? Sind Sie motiviert? Haben Sie ein Ziel? Wenn Sie sich schon einmal mit einem Artikel zum Thema Motivation beschäftigt haben, dann haben Sie sicher auch gelesen, wie wichtig es ist, sich ein Ziel zu setzen. Bei so manchen Artikeln könnte man gar den Eindruck gewinnen, dass alles, was es braucht um erfolgreich zu sein, ein Ziel ist, und wenn dieses gefunden, dann geht alles wie von selbst. Doch wie oben beschrieben, gibt es viele Personen, die sich für ein Ziel begeistern und sich zu hochtrabende Ziele setzen, diese aber schon nach recht kurzer Zeit wieder aufgeben. Ein Umstand, der sich auch als „Silvestersyndrom“ bezeichnen lässt. Der Spruch „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach!“ wird dann häufig als Ausrede herangezogen. Warum Ziele aufgegeben werden Doch woran liegt es, dass wir manchmal sehr stark von einem Ziel begeistert sind, um es dann bald darauf wieder aufzuge ben? Im Training heisst so ein Ziel oft: „Ab nächste Woche mache ich eine Diät“ oder auch „Ab heute trainiere ich jeden Tag mit hoher Intensität und gehe fünf mal die Woche ins Training!“ Als Clubin haber könnte so ein Ziel lauten: „Dieses Jahr plane ich frühzeitig alle Events und betreibe ein besseres Zeitmanagement.“ Doch schon nach kurzer Zeit sind die anfänglichen Ziele vergessen und es fal len einem sogar die besten Gründe ein, warum das so ist. Der Hauptgrund warum Ziele aufgege ben werden, ist meist eine sehr geringe

Frustrationstoleranz. Geringe Toleranz gegenüber Frustrationen sorgt dafür, dass wir schon nach kurzer Zeit, vor allem wenn der Weg zum Ziel schwieriger wird als erwartet, die Flinte ins Korn werfen. Wahrscheinlich macht eine hohe Frustra tionstoleranz sogar den Hauptunterschied aus zwischen denjenigen, die ihre Ziele erreichen und denen, die schon nach kur zer Zeit entnervt aufgeben. Dabei wird sicher niemand von sich aus sagen, dass er eine niedrige Frustrationsto leranz besitzt und schnell aufgibt. Häufig ist uns das auch selbst gar nicht bewusst, sondern läuft auf unbewusster Ebene ab. Oft steckt hinter einer geringen Toleranz gegenüber Frustrationen der unbewusste Glaube, dass es einem leicht fallen muss, die eigenen Ziele zu erreichen, schliesslich ist man ja von den Zielen begeistert. Faule Ausreden Leider resultieren aus der Überzeugung, dass es einem leicht fallen muss, vielfältige Ausreden, die die falsche Grundeinstel lung leicht erkennen lassen: „Heute bin ich nicht in der Stimmung.“ „Ich hatte heute einen so harten Tag.“ „Morgen wird es wieder besser.“ „Heute hatte ich einfach viel zu viel zu tun.“ Andere Ausreden, die wir vor uns selbst und anderen haben, sind schwieriger zu durchschauen, weil sie scheinbar logische Argumente dafür liefern, warum ein Vor haben aufgegeben wird. Leider versper ren diese Ausreden aber die Sicht auf den wahren Kern des Scheiterns, der hier in Klammern steht: „Es lohnt sich nicht mehr so spät mit dem Training anzufangen.“ (Bedeutet wahr scheinlich: Weil ich mich jetzt nicht anstrengen will.) „Der Aufwand einer Diät lohnt sich nicht.“ (Bedeutet wahrscheinlich: Weil es mir zu mühsam ist.) „Bei meiner Genetik geht sowieso nichts.“ (Bedeutet wahrscheinlich: Andere machen bessere Fortschritte als ich. Das ist unge recht. Darum strenge ich mich ab jetzt weniger an.) „Zeitmanagement bringt sowieso nichts, da ich ja nicht genau weiss, was an Unvor hersehbarem kommt.“ (Bedeutet wahr scheinlich: Weil es mir zu mühsam ist einen Zeitplan auszuarbeiten, in dem Puf ferzeiten eingeplant sind)

Harald Gärtner Jahrgang 1970

Diplomsportwissenschaftler an der Universität Tübingen mit den Schwer punkten Breiten- und Gesundheits sport. MBA, Master of Business Administra tion an der European School of Busi Während des Studiums sammelte er praktische Erfahrungen als Trainer und Leiter in verschiedenen Fitness anlagen. Nach dem Studium arbeitete er bei einer amerikanischen Firma für Sporternährung im Marketing Bereich. Zur Zeit ist er bei der BSA Akademie als Referent und Berater beschäftigt. Harald Gärtner ist Fachautor von über 150 Beiträgen in verschiedenen Ma gazinen und Mitautor von mehreren Büchern im Fitness-, Wirtschafts- und Kommunikationsbereich. Ausserdem wirkte er bei wissenschaftlichen Pro jekten und deren Publikationen mit. gaertner.harald@web.de http://haraldgaertner.blogspot.com Träger des int. anerkannten Kommen Ihnen diese Ausreden bekannt vor? Hinter jeder dieser Aussagen steht die irrationale Überzeugung: Es muss mir leicht fallen, oder auch, es darf nicht weh tun. Wer diesem Glauben, wenn auch unbe wusst verfallen ist, für den ist es sehr wahr scheinlich, dass er seine Ziele schon nach kurzer Zeit aufgibt oder aber nach einer „leichten“ Abkürzung Ausschau hält. Im Sport ist dies häufig die Suche nach dem neuesten Supplement, das den ersehnten Erfolg ganz leicht mit sich bringen soll. Schlimm ist es, wenn der Gedanke „es muss leicht fallen“ dazu führt, dass Dopingmittel genommen werden, damit ness (FH Reutlingen) und NLP-Master (DVNLP). STRENFLEX Fitness Sportabzeichens GOLD

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