FITNESS TRIBUNE Nr. 104 - 2006

Motivation

entwickeln, die Chancen zu sehen, den Horizont zu visualisieren, aufzustehen und loszugehen. Das „Unterwegssein“ ist die Bewegung des Lebens, des Lei stens, des Reifens: ständiger Wandel. Nichts ist so stark und nichts macht so stark wie er. Der Mensch ist eigentlich sehr wand lungsfähig. Er ist in physischer als auch in mentaler Hinsicht nur „zu sesshaft“ geworden, weil ihn die bisherige, sich noch relativ langsam vollziehende tech nische Zivilisation bequem gemacht hat. Die ganze Evolution war immer eine Herausforderung an die Wandlungsfä higkeit des Menschen, an sein „Noma dentum“. Würde man die Zeit seiner bisherigen Existenz auf diesem Planeten von etwa 5 Millionen Jahren auf 1 Stunde kon densieren, dann wären wir 59 Minuten und 52 Sekunden unterwegs – und nur in den letzten 8 Sekunden probierten wir das Sesshaftsein. Und jetzt sind wir wieder unterwegs – durch die rasante Entwicklung der Verkehrs- und Kom munikationstechnologien, die uns glo bal vernetzen und in kürzester Zeit mit jedem Ort der Welt verbinden. Wir sind zwar nicht die alten Nomaden von frü her, aber viele unserer Erfahrungen, Überlebensstrategien, Kräfte, Wünsche und Hoffnungen stammen aus den 59 Minuten und 52 Sekunden. Wir sind Bewegungswesen bzw. wir müssen uns wieder dazu bekennen. Dennoch brau chen wir zugleich Sicherheit und Sta bilität, aber die Methoden und Garan tien der kurzen Probe des Sesshaftseins funktionieren nicht mehr. Die Stabilität und Kontinuität des Wan dels ist die Bewegung. Wir bekommen immer wieder neue Chancen. Eine starre Organisation bricht auseinander, eine Organisation mit Wandel-Kom petenz bleibt in bewusster Bewegung, fliessend, instabil, gleichgewichtig. Im Wandel brauchen wir zuerst unsere eigene Richtung, unseren Horizont. 80 % der Blockaden im Management sind ganz einfach der Verlust der Orientie rung. Der Wandel ist eine einzige Ein ladung an die Evolution, und was gegen die Evolution ist, das eliminiert sich selbst. Die Evolution gibt keine Garan tien, aber grosse Möglichkeiten für die „neuen Nomaden“. Kompetent im Wandel zu handeln hei sst nicht, den Wandel zu managen. Das können wir gar nicht, sondern mit dem Wandel zu managen. Denn man kann ja auch nicht die Evolution managen, aber man kann es mit ihr erfolgreich tun.

Man muss sich dazu nicht vom Wesen und Charakter her ändern, man muss den Wandel nur aufgreifen und etwas anders machen als bisher. Keiner muss sich deswegen verbiegen. Wichtig ist es deshalb, z. B. auch für ältere Unternehmer, die bald ihre Firma in jüngere Hände übergeben wollen, dass beide Partner, also auch der Abge bende Wandelkompetenz erlangt, um in beiderseitigem Einvernehmen den Übergang im Wandel vollziehen zu kön nen. 2. Abschied nehmen Der zweite Schritt nach der Erkenntnis ist das notwendige Abschiednehmen von den alt gewohnten, vertrauten Denk- und Handlungsweisen – und es ist oft äusserst schwierig, sich davon innerlich zu lösen. Auch das muss erlernt und geübt werden. 3. Aufbrechen – Tun! Nach dem Abschiednehmen wird die Bereitschaft zum Aufbrechen zur stän digen Bewegung, zum Wandel, geweckt und vertieft. 4. Der erste Schritt Der erste Schritt zum Erfolg heisst: anfangen! Wie und womit, das wird dem Camp-Teilnehmer vermittelt. Und damit er auch beim Weitermachen nicht erlahmt, lernt er, wie er kontinuierlich – täglich bis zu einem Drittel der Tages zeit – Wandel bei sich und in seiner Umgebung vollzieht. 5. Sofortige Ergebnisse Mit dem fünften und letzten Werkzeug werden kontinuierlich kleine Wand lungsschritte vorgesehen, die sofortige, möglichst täglich erlebbare positive Ergebnisse herbeiführen, quasi nach dem Motto „Beute noch heute!“, wie früher in der Nomadenzeit, als dies noch überlebenswichtig war. „Die grösste Schwierigkeit der Welt besteht nicht darin, Leute dazu zu bewe gen, neue Ideen aufzunehmen, sondern alte zu vergessen“ , wusste schon John Maynard Keynes und Albert Einstein meinte: „Kein Problem wird mit demje nigen Bewusstsein gelöst, das es geschaf fen hat. Oft sind deshalb dazu andere Menschen nötig.“ Aber das muss nicht so sein, wenn man Wandel-Kompetenz besitzt. „Bin ich das Problem oder sind es die Umstände?“ muss man sich immer auf‘s Neue fra Die Hauptprobleme auf dem Wege zur Wandel-Kompetenz

gen. Nur dumme Menschen glauben, sie wüssten schon alles, intelligente dagegen wissen, dass sie lernen müssen solange sie leben. Die Fähigkeit sich Neuem zuzuwenden, setzt die Fähigkeit voraus, sich vom Bisherigen zu lösen. „Schlachte dein Unternehmen jeden Tag – sonst tut es die Konkurrenz“, ist ein weiteres passendes Zitat von Lou Platt von Hewlett Packard. Aber auch privat sollte man den Wandel vollziehen, und um die Harmonie mit dem Lebens partner nicht zu gefährden, sollte man dies stets gemeinsam besprechen und abstimmen. Die wesentlichsten Voraussetzungen, den Weg des Wandels erfolgreich zu gehen, sollte man sich immer wieder erneut bewusst machen, damit sie einem als feste Gewohnheit in Fleisch und Blut übergehen: • Loslassen können (Dies gilt für den Chef noch stärker als für die Mitarbeiter) • Flexibel sein (Die Pharma- und Gentechnologie könnte irgendwann auch die Fitnessindustrie teilweise überflüssig machen!) • Sich selbst immer wieder in Frage stellen • Wandel akzeptieren (Ihn ein Leben lang angstfrei erwarten und für Neues offen bleiben) • Andere und ihre Ideen so wichtig nehmen wie die eigenen (Nichts ungeprüft zerreden, Chancen Analyse betreiben und ggf. in Pilotprojekten erproben) • Mut zur Angst vor Veränderung entwickeln (Angst hat man immer, aber man muss sie als Anlass zur Herausforderung akzeptieren und überwinden) „Bei jedem unserer grossen Projekte hatte ich vorher immer sehr viel Angst, sie könnten schief gehen…“ gestand Walt Disney einmal einem Journalisten, „…aber gleichzeitig war ich von meinen Visionen derart begeistert, dass mein Mut grösser wurde als die Angst. Und der Erfolg hat mir jedes Mal Recht gegeben, beim Ausbau des Verlagshauses, grossen Filmereignissen bis hin zu Disneyland und Disneyworld.“ In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Mut zur Veränderung, und Erfolg in der Zukunft!  Die wichtigsten Punkte für die Wegstrecke

88

Fitness Tribune 104

Made with FlippingBook - Share PDF online