FITNESS TRIBUNE Nr. 104 - 2006

Interview

IN JAPAN GIBT ES FÜR DIE 70+ JÄHRIGEN ÜBER 1.600 EINRICHTUNGEN WO MAN AN GERÄTEN TRAINIEREN KANN. UNGLAUBLICH, ABER WAHR! JPS : Die Japaner dachten vermutlich, dass wir uns nur für die im Arbeitspro zess stehenden Menschen interessieren, aber nicht für die Altersgruppe 65+. JPS : Was verstehen Sie unter Betreu ung? AM : Wir besuchten ausgewählte Kli niken und Fitnessanlagen und zeigten ihnen, wie unser Gesundheitssystem funktioniert und welch positive Wir kung aktive Bewegung auf den mensch lichen Körper hat. JPS : Und was waren die Erkenntnisse der japanischen Delegation? AM : Sie waren unglaublich erstaunt und überrascht, was man mit aktiver Bewe gung im Präventionsbereich erreichen kann. Gleichzeitig waren sie verwun dert, dass in fast allen Trainingsanla gen, die Altersgruppe über 60 praktisch nicht existent war.

AM : Sie haben Recht, das dachten sie. Nachdem die Delegation sich persön lich vor Ort überzeugen konnte, dass der menschliche Körper bis ins höchste Greisenalter, d.h. bis zum letzten Atem zug Muskulatur aufbauen kann, konnte Prof. Takeuchi die Behörden in Japan ebenfalls davon überzeugen, sodass im Jahr 2002 während 6 Monaten ein Pilotprojekt mit 6 Kliniken gestartet werden konnte. Die wissenschaftliche Abteilung von Proxomed erarbeitete mit dieser Studiengruppe, die uns in Eur opa besuchte, Eingangstests wie Präven tionsverfahren und Konzepte, die den über 65-Jährigen angepasst werden kön nen. Während dieser Zeit wurden den Kliniken die dazu notwendigen COM PASS-Krafttrainingsgeräte kostenlos zur Verfügung gestellt. JPS : Spätestens jetzt wird sich die FT Leserschaft fragen, was denn nun so erfolgreich an Ihrem COMPASS-Kon zept ist. Welche Erfolgszahlen hat Ihre Firmengruppe nach Abschluss der sechs Pilotprojekte in Japan erreicht? AM : Die grössten Erfolgszahlen sind die zigtausend alte Menschen, denen wir in Japan zu einer grösseren Lebensquali tät verholfen haben. Ich persönlich habe vor Ort weinende 90-Jährige gesehen, die sich nach 5 Jahren Rollstuhl, wegen 

den dabei erworbenen Kenntnissen die hiesigen Märkte bedienen und aufbauen zu können. JPS : Die japanische Gesellschaft, so wie ich sie kenne, ist doch mehr auf passive Therapie ausgerichtet, d.h. Wärme, Kälte etc., aber keine aktive Therapie. Wie haben Sie es geschafft, dort trotzdem so erfolgreich Fuss zu fassen? AM : Im ersten Schritt versuchten wir zu eruieren, wer der Opinionleader im geriatrischen Bereich war. Mit Prof. Takeuchi, Professor für medizinische Rehabilitation an der „University of Health and Welfaire Gradutae School“, fanden wir die kompetente Persön lichkeit mit direkten Kontakten zum Gesundheitsministerium. Nachdem wir Prof. Takeuchi von unseren Visionen und Konzepten überzeugen konnten, war der nächste Schritt, die politische Landschaft in Japan ebenfalls über Nutzen und Möglichkeiten der aktiven Krafttrainingstherapie als Prävention zu überzeugen. Dritter Schritt war dann, dass das Gesundheitsministerium uns das Mandat gab, eine Gruppe von Therapeuten, Orthopäden, Psychologen und Bewegungswissenschaftlern im Jahr 2001 ca. 20 Leute, unter der Leitung von Prof. Takeuchi, in Deutschland und in der Schweiz zu betreuen.

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